Geheimgang

Den Palermitaner Totengräber habe ich im Grunde im Traum geschrieben und im Wachzustand nur etwas redigiert. Nun sollen, wie angedroht, meine wenigen Traumaufschriebe folgen. Dieser hier ist vom 2002-08-14:

Ich bin mit meiner Familie im Urlaub zu Gast in Wales. Das Cottage ist sehr geräumig, verfügt über ein gläsernes Atrium, einen geheimen Raum, den man durch manche Innenfenster sehen und schließlich auch betreten kann, sowie eine Küche, die mit der in unserer Düsseldorfer Wohnung vollkommen identisch ist. Anlass zur Verwunderung sollen vor allem noch die Wasch- und die Spülmaschine geben: Wie haben wir die nur transportieren können?

Auf der Westseite der Küche gelangt man durch eine Tür in mein Zimmer. Gegenüber, auf der anderen Seite des Hauses, liegt jedoch ein weiteres, geräumigeres Schlafzimmer, in dem sich mein Gepäck befindet. Nicht nur dieser Umstand macht das Graben eines Geheimganges vom einen zum anderen Zimmer in meinen Augen erforderlich und wünschenswert. Ich werde zu A. (dem neuen Kirchenmusiker unserer Gemeinde), grabe den Gang mit bloßen Händen, was sehr schnell und leicht geht, stoße bald auf eine himmelblaue Tür und breche diese beim unsanften Öffnungsversuch mitten entzwei, entlang einer waagerechten Bruchkante. Ärgern tue ich mich allerdings erst später darüber, als ich wieder ich selbst bin und die Angelegenheit von der anderen Seite betrachte. Jetzt wird allerdings auch der Grund für das Entzweibrechen klar: Die himmelblaue Tür, die den Abschluss des neu gegrabenen Ganges bildet, führt zur Küche, allerdings ist sie eine halbe Etage tiefer, sodass nur die obere Türhälfte von der Küche aus sichtbar ist, und die war hinter Waschmaschine und Spülmaschine verborgen – dies auch der eigentliche Anlass zur näheren Betrachtung und Verwunderung, die eingangs schon angekündigt wurde.

Zu dumm, dass die Tür zerbrochen ist – man hätte sie sonst sehr gut nach oben verlegen und mit Hilfe einer kleinen Holztreppe (vom Baumarkt) an den Gang anschließen können. Schade, man wird sich mit der reinen Treppe begnügen müssen. Die aber trotzdem a) ein finanzielles Problem darstellt, b) muss die Spülmaschine da weg und c) bin ich mir des Rückhaltes meiner Eltern, was die baulichen Veränderungen an der nur gemieteten Ferienwohnung betrifft, plötzlich gar nicht mehr so sicher. Sicher, mein Vater hatte davon gesprochen, mein Gepäck vom einen Zimmer ins andere zu transportieren – aber vielleicht hat er ja doch eher an die konventionellen Wege gedacht. Problematisch ist auch, dass man den Geheimgang von dem geheimen Zimmer aus, das inzwischen im Verdacht steht, ein Spionagedomizil des Hauseigentümers zu sein, sehr deutlich erkennen kann, weil die holzgetäfelte Wand sich wölbt.

Zum Glück taucht A. wieder auf (diesmal ohne dass ich seine Identität annehme) und spricht davon, den Geheimgang zu (er gebraucht irgendein Fachwort, das ich noch nie gehört habe), d.h. wohl, ihn zusammenzufalten und aufzuschütten, als wäre er nie gegraben worden. Eine leichte Wölbung bleibt bestehen, dennoch bin ich sehr erleichtert, zumal bereits ein Postillion an der Tür gewesen ist, den ich im ersten Schrecken schon für Mr Williams, den Vermieter, hielt.

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