Feier des Lebens II

Neulich ging es darum, wie ich einmal ein Bild malen musste, versagte und dann auch noch einen schriftlichen Kommentar zu meinem Versagen schreiben musste. Ich habe jetzt die etwas geschliffenere Version des Kommentars wiedergefunden, die ich hinterher abgab. Ganz interessant, wie ich das damals gelöst hab:

„Feier des Lebens“ – schriftliche Erläuterung zu Konzept, Vorgehen und Ergebnis der Arbeit

Konzept

Die Bürde, malerisch einen intensiven Ausdruck von Lebensfülle und Lebensfreude vermitteln zu sollen, weckte so morbide Fantasien in mir, dass das Thema einer Totenerweckung recht schnell feststand. Ich brachte dieses dann zur Synthese mit der geforderten Lebensfreude, indem ich mich entschloss, mein Bild so zu konzipieren, dass das Wunder der Lebensfreude durch den scharfen Kontrast zu einer düsteren, bedrohlichen Umgebung besonders stark herausgestellt wird. Eine subtile Verbindung formaler und inhaltlicher Gestaltungsmittel sollte diesen Gegensatz mit vereinten Kräften zum Ausdruck bringen.

Inhalt

Mitten in dunkelster Nacht, vor sturmgepeitschten Bäumen, sieht man ein von den Toten auferstandenes Gerippe auf einer Wiese mit einer Frau tanzen. In einer bedrohlichen und der Lebensfreude eigentlich feindlichen Situation ist sowohl ein großes Feuer als auch eine Liebe entbrannt, die sogar den Tod besiegt und das Wunder des Lebens neu aus der Taufe hebt. Kann die Lebensfreude größer sein als nach einem solchen Triumph?

Form

Um die bedrohliche, nächtliche Umgebung darzustellen, beschloss ich, das Farbspektrum auf dunkelblaue und blaugrüne Töne zu reduzieren und nur im inhaltlichen Zentrum des Bildes – das tanzende Paar, gewärmt und beleuchtet durch das Feuer im Ölfass – hellere sowie rote und violette Töne zuzulassen. Mit diesen Vorgaben trat ich an das Malen selbst heran.

Vorgehen

Während der Malarbeit entwickelte ich u.a. folgende Vorgehensweisen:

  • tupfender Farbauftrag, um der Darstellung Struktur zu geben und sie vom Naturalistischen zu abstrahieren
  • Grundrichtung des Farbauftrags entlang der steigenden Bilddiagonalen, um Bewegung in das Bild zu bringen und einerseits die Wildheit der stürmischen Nacht und andererseits die Entwicklung zum Positiven, zum Leben hin, die im Zentrum stattgefunden hat, zu unterstreichen
  • bei Bäumen, Wiese und Büschen im „dunklen“ Bereich sehr dicker Farbauftrag, um die Strukturwirkung des tupfenden Farbauftrags in Ermangelung allzu vielfältiger Farbdifferenzierungen (bedingt einerseits durch das Konzept, andererseits durch meine sensationelle Unfähigkeit auf diesem Gebiet) zu verstärken
  • bewusst undetaillierte, fast schemenhafte Darstellung der beiden Personen, um ein gewisses Verlorensein in der bedrohlichen Umgebung auszudrücken, gegen das sich ihre Lebensfreude jedoch erfolgreich durchsetzen sollte
Ergebnis

Ohne Frage liegt dem Ergebnis eine deutlich sichtbar persönlich geprägte Bildgestaltung zugrunde, die erkennbar zu „abgenudelten Klischees der Werbung“ Abstand hält. In Ermangelung handwerklichen Know-hows und durch eine gewissen Schwankungen unterworfene Motivation sind jedoch einige in Konzept und Vorgehen beabsichtigte Effekte leider nur bedingt gelungen. In Zusammenhang mit dem Joch der Auflagen, die in der Aufgabenstellung genannt werden, könnte man insbesondere kritisch anmerken, dass eine wesentliche Bestimmtheit des Farbkonzeptes von vielfältig differenzierten, leuchtend bunten Farben im Rahmen meines Konzeptes nur eingeschränkt möglich war und das Bildgeschehen komplexer sowie dynamischer über mehrere Raumzonen verteilt sein könnte.

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